Kapitel 2: Berufliche Unsicherheiten und Orientierungslosigkeit nach der Wende
Nachdem 1990 die Wende vollzogen wurde, konnten wir fünf Jahre später wenig blühende Landschaften sehen, und irgendwie war die Zukunft relativ trostlos. Es gab kaum Betriebe, und das Arbeitsamt oder die Berufsberatung gaben mir aufgrund meines Werdegangs und Schulzeugnisses genau die gleichen sinnlosen Jobvorschläge wie heute: Kfz-Mechaniker, Tierpfleger oder Maurer. Ich fahre gern schnelle Autos, aber sonst interessiert mich nichts daran. Ich mag sehr gerne Tiere, aber den ganzen Tag Scheiße fegen war auch nichts für mich, und Maurer draußen in der Kälte konnte ich mir ebenfalls nicht vorstellen.
Die Berufsberatung nach der Wende war problematisch, da es an zukunftsgerichteten Ansätzen fehlte. Jobvorschläge wie Kfz-Mechaniker, Tierpfleger oder Maurer, die wenig mit den individuellen Fähigkeiten und Interessen der Menschen zu tun hatten, wurden häufig gemacht. Die Orientierung und die Verbindung von positiven Schülermerkmalen mit passenden Berufsfeldern war kaum möglich.
So wie auch heute viele 14- bis 18-Jährige war ich damals ebenso unwissend und unsicher, was meine Zukunft angeht. Die Problematik liegt meines Erachtens darin, dass Lehrer zwar positive Eigenschaften ihrer Schüler kennen und formulieren können, aber es schwerfällt, diese in eine berufliche Perspektive zu übersetzen. Die Fantasie der Schüler sollte besser angeregt werden, ohne sie in vorgefertigte Job-Beschreibungen zu packen.
Warum bekommen meine Söhne heute genau die gleichen Job-Empfehlungen wie ich damals?
Auch heute noch erhalten viele junge Menschen die gleichen Jobempfehlungen wie vor Jahrzehnten, weil es an Anpassung und der Aufnahme neuer Berufsbilder wie Künstlicher Intelligenz (KI) im System fehlt. Das Arbeitsamt ist oft nicht schnell genug, um neue Berufsbezeichner wie "KI-Experte" oder "Data Scientist" aufzunehmen.
Fehlende Innovation bei der Arbeitsvermittlung
Es gibt niemanden bei der Bundesagentur für Arbeit, der sich um die aktive Akquise und Veröffentlichung neuer Stellenangebote kümmert. Warum gibt es keine Konkurrenz zu Plattformen wie Indeed oder Monster? Warum haben wir keine moderne, innovative Plattform, die sowohl Schülern als auch Arbeitssuchenden Orientierung bietet? Diese Fragen bleiben nach wie vor unbeantwortet.
Obwohl viele der institutionellen Strukturen veraltet sind, steht Deutschland immer noch unter den stärksten Wirtschaftsnationen. Das Land profitiert jedoch auch von externen Faktoren, wie einer stabilen Wirtschaft und internationalen Partnerschaften. Dennoch bleiben Innovationen in der Arbeitsvermittlung und die Anpassung an neue Technologien zurück.
Warum wird keine Konkurrenz zu Plattformen wie Indeed geschaffen?
Die Antwort auf diese Frage liegt in der fehlenden strategischen Innovation und den begrenzten Ressourcen, um eine moderne und konkurrenzfähige Plattform zu entwickeln. Der Mangel an Ressourcen und der Fokus auf traditionelle Berufe erschwert die Schaffung solcher Plattformen.
Die Problematik von verkrusteten Strukturen
Ein weiteres Problem sind die verkrusteten Strukturen, die in der Arbeitsvermittlung existieren. Diese verhindern oft eine effektive Weiterentwicklung und Innovation. Die Umsetzung neuer Lösungen wird massiv verlangsamt, da viele Entscheidungsträger in der Bundesagentur für Arbeit nicht schnell genug auf Veränderungen reagieren können.
Meine Motivation für Veränderungen
Der Antrieb, bestehende Strukturen zu verbessern und neue Möglichkeiten zu schaffen, ist für mich eine wichtige Motivation. Ich möchte nicht nur auf den bestehenden Systemen aufbauen, sondern etwas Neues erschaffen, das auf die Bedürfnisse der modernen Arbeitswelt zugeschnitten ist.